Kürzlich informierten sich die sozialdemokratischen Frauen der beiden Fraktionen aus Kreistag und Stadtrat über die aktuellen Projekte und Initiativen des Trierer Frauennotrufs. Besonders interessierten sich die Frauen für die gut aufgebauten Strukturen und Verfahren in Rheinland-Pfalz, die nach der Einführung des Gewaltschutzgesetzes im Jahr 2004 etabliert wurden. Die Interventionsstelle Trier tauscht sich regelmäßig mit den Polizeidienststellen in der Region Trier aus, wenn es zu Einsätzen aufgrund von Gewalt in engen sozialen Beziehungen gekommen ist. Hier wird die Interventionsstelle innerhalb von wenigen Tagen aktiv und berät Frauen wie Männer, wie sie mit der polizeilich begleiteten Krisensituation umgehen können. Sie unterstützt die Klient*innen bei der Entscheidungsfindung, ob ein Antrag nach dem Gewaltschutzgesetz und dem weiteren Umgang, um ihre Situation nachhaltig zu verbessern. Ein neues Element der Arbeit sind ständig eingerichtete High Risk-Konferenzen auf Landesebene, um Fälle mit einem erhöhten Tötungsrisiko schnell und komplikationslos zu beraten und zu entscheiden.
In 2017 waren 273 Personen in der Beratung, davon waren 9 Männer.
Der Frauennotruf berät auch in Fällen von sexualisierter Gewalt für Frauen und Mädchen ab 14 Jahren. Die Beratung findet in akuten Situationen und auch nach Jahren oder Jahrzehnten statt. Für den Frauennotruf ist klar, dass sexualisierte Gewalt ein systemischer Fehler ist, weil bis heute patriarchale Strukturen weltweit wirken. Deshalb sind sie auch aktiv in der Öffentlichkeitsarbeit, um sexualisierte Gewalt zu enttabuisieren. Das Programm des Frauennotrufs ist ja auch vielen schon bekannt.
Die gesellschaftliche Debatte um #Aufschrei und #metoo haben nicht zu einem signifikantem Anstieg der Beratungen geführt. Es ist ist allerdings so, dass anti-feministische Strömungen massiv das liberale gesellschaftliche Klima negativ beeinflussen. Sie diffamieren die wertvolle Arbeit von Fraueneinrichtungen. Dagegen wehren wir uns als Sozialdemokratinnen und stellen uns hinter die Frauenberatungsstelle, die im Verein S.I.E. E.V. Zusammengeschlossen sind. Im Internationalen Frauengarten können Frauen ein eigenes Stück Garten bestellen und sich mit Mit-Gärtnerinnen austauschen.
Ein Anliegen des Frauennotrufs war die zügige Umsetzung der Istanbul-Konvention auf Landes- und städtischer Ebene. Barrierefreiheit, Datenschutz und Vernetzung sind Anforderungen, die von politischer Seite an die Beratungen gestellt werden, die aber leider nicht mit einer finanziellen Förderung für diese Aufgaben einhergehen. Die dauerhafte Projektfinanzierung bindet die fachliche Expertise für Verwaltungsaufgaben. Die sozialdemokratischen Frauen und die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle waren sich einig, dass es noch Einiges zu tun gibt, um die Situation von Frauen zu verbessern und gesellschaftlichen Fortschritt zu gestalten.
Tamara Breitbach, frauen- und familienpolitische Sprecherin